Die Deutsche Förderinitiative Altersvorsorge UG im Interview mit Reinhard Kreisel

Die Politik muss den jungen Menschen die Wahrheit sagen!


Herr Kreisel, Sie sind seit 34 Jahren als Vermögensberater tätig und Sie beraten Ihre Kunden ganzheitlich und branchenübergreifend. Zudem sind Sie in der Branche bekannt als Experte und Vorsorgeprofi bei der geförderten Altersvorsorge. Wir sind sehr interessiert an Ihrer persönlichen Meinung zu aktuellen Themen und möchten Ihnen sehr gerne ein paar Fragen stellen.


Wie ernst sehen Sie die Lage bei der Altersversorgung in Deutschland?

Hier müssen wir unterscheiden zwischen den Menschen die bereits in Rente sind und den zukünftigen Rentnern.

Für die heutigen Rentner ist die Welt - zumindest noch - in Ordnung. Richtig, denn die heutige Rentnergeneration brauchte für einfachste Mathematik keine komplizierten Rechenmaschinen, sondern verstand noch das Kopfrechnen! Sie wussten um die Notwendigkeit ausreichender Geburten und dass sie ihre spätere Rente von ihren Kindern und Kindeskindern erhalten. Also haben sie für genug Kinder gesorgt.

So langsam kommen jedoch die heute noch arbeitenden Baby-Boomer selber in Rente und das deutsche Rentensystem droht aufgrund des kippenden Verhältnisses zwischen Arbeitnehmern und Rentnern ebenfalls umzukippen. Ein Kollaps der gesetzlichen Rentenversicherung droht. Denn seit 2 Generationen haben wir leider das Verständnis des Generationenvertrages verloren.

Wenn immer weniger Kinder für immer mehr Rentner aufkommen müssen, dann bedeutet dies zwangsläufig entweder notwendige Rentenkürzungen oder aber die jungen Generationen noch mehr als bisher mit Abzügen zu belasten.

Zu diesem gehörig aus dem Lot geratenen Generationenvertrag passt so mancher Unfug, den unsere Arbeitsminister in den letzten 15 Jahren zusätzlich angestellt haben. Den Anfang machte Olaf Scholz mit seiner Rentengarantie, Andrea Nahles führte die abschlagsfreie Rente mit 63 ein und Hubertus Heil die doppelte Haltelinie. Allerdings ist es mathematisch gar nicht möglich das Rentenniveau über 48% und den Beitragssatz unter 20% zu halten. Denn wir leben zum einen jedes Jahrzehnt um 2,5 Jahre länger, was die Rentenbezugsdauer somit regelmäßig deutlich verlängert und zum anderen gehen uns die jungen Menschen aus, welche die Rente finanzieren.


Welchen Ratschlag haben Sie an die heutigen Berufstätigen?

Bitte keinesfalls alleine auf die gesetzliche Rente verlassen, sondern unbedingt eine zusätzliche Altersvorsorge treffen! Leider ist dies nicht immer ganz so einfach möglich. Denn die heutigen Arbeitnehmer müssen gezwungenermaßen immer mehr für die Renten von immer mehr Rentnern aufbringen und müssen zusätzlich auch noch für sich selbst mehr tun.

Meine dringende Empfehlung ist es deshalb mit dem Berater seines Vertrauens zunächst mit einem Haushaltsplan mögliche Geldfresser zu analysieren. Glauben Sie mir, jeder hat solche Geldfresser. Dann sollte man mit einem völlig simplen aber gut funktionierendem Konzept die Konsumausgaben von Sparen für seine Ziele und für Vorsorge klar trennen und zusätzlich gilt es jede künftige Ausgabe lieber einmal mehr auf wirkliche Notwendigkeit zu überprüfen. Wer es wirklich ernst meint und dieses Finanzcoaching konsequent umsetzt, der sieht sehr schnell die ersten deutlichen Erfolge auf seiner Liquiditätsseite.

Meine nächste Empfehlung ist es den Sponsor Staat für sich zu nutzen. Denn es gibt genügend Möglichkeiten, doch man muss diese kennen und selbstverständlich auch umsetzen. Ich nenne beispielhaft die erst kürzlich deutlich verbesserte Wohnungsbauprämienförderung. Aber auch eine im Optimalfall komplett steuerfinanzierte zusätzliche Altersversorgung ist mit einer professionellen persönlichen Beratung möglich. Diese findet man aber nicht im Internet oder auf Check24.


Welche Forderungen haben Sie an die Politik?

Wenn auch nur eine einzige Bitte erfüllt würde, dann wären in Folge bereits die meisten meiner Erwartungen und Forderungen automatisch erfüllt:

Liebe Politiker, bitte lasst Eure leeren Versprechungen nur damit Ihr gewählt werdet, sondern werdet endlich vernünftig und ehrlich - vor allem zur jungen Generation!

Bei der letzten Bundestagswahl war der größere Teil der Wahlberechtigten älter als 55 Jahre. Was liegt also näher, als sich auf diese Wählergruppe zu fokussieren und unerfüllbare Wahlversprechen zu geben? Doch das ist falsch und langfristig auch unvernünftig.

Es ist unsere Verantwortung der jüngeren Generation neben vielen anderen überlebenswichtigen Themen wie Umwelt und Klima eben auch eine auf Dauer funktionierende sowie finanzierbare Sozialversicherung zu hinterlassen. Dies betrifft also nicht nur die Rentenversicherung, sondern auch die Kranken- und Pflegeversicherung.

Wir brauchen aber nicht nur eine Reform der Deutschen Rentenversicherung.

Wir brauchen ebenso dringend eine Reform der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, doch seit Jahren wird diese einfach blockiert. Das ist für mich nicht nur unverständlich, sondern unverantwortlich.


Herr Kreisel, vielen Dank für Ihre Zeit und für dieses interessante Interview.

Wir haben noch viele weitere offene Fragen, wie zum Beispiel zum von vielen Seiten geforderten Provisionsverbot, und zu Solvency II, aber auch zur Riesterrente und zur Basisrente. Wir möchten schon bald für ein weiteres Interview auf Sie zukommen. Dürfen wir?

Ich habe Ihnen zu danken - und ja, selbstverständlich dürfen Sie.

Prima, dann freuen wir uns auf das nächste Interview mit Ihnen.

Kontaktdaten unseres Interviewpartners:

Reinhard Kreisel
DVAG-Vermögensberater
An der Heide 20
73566 Bartholomä

Tel:        07173 7471
Fax:       07173 71302
Mobil:   0160 90838725
Email:   reinhard.kreisel@dvag.de